top of page
Pappel Forum Logo 2023.png

Wie könnte sich die Region in (die) Zukunft bewegen?

Ein Rückblick auf unsere dritte Veranstaltung der Reihe "aus & einBlick".


Das Thema Mobilität stand im Mittelpunkt bei unserer dritten Veranstaltung Mitte November in Ehrenhausen. Der Ort gilt als eines der wichtigsten „Tore zur Südsteiermark“ und beeinflusst in dieser Position natürlich bei allen „Ankommenden“ den so wichtigen, ersten Eindruck! Mathias Mitteregger, Mobilitätsexperte aus der Region war unser Begleiter und Impulsgeber bei diesem spannenden Thema.


„ausBlick“ Ehrenhausen - zu Fuß vom Bahnhof bis zum Mausoleum

Dieses Tor zur Südsteiermark steht vor einer Veränderung. Die Bahn wird ausgebaut und die Einfahrt grundlegend neugestaltet. Diese bereits abzusehende Entwicklung war ab dem Start am Bahnhof der Anlass, die bestehenden Qualitäten der Mobilität in der Region zu diskutieren und gemeinsam über zwei Fragen nachzudenken: (1) Welche dieser Qualitäten sollten bei dieser Veränderung unbedingt erhalten bleiben? (2) Wo steht der Verkehr aktuell im Konflikt mit dem, was die Region ausmacht? Wo ist der Weg nicht mehr das Ziel, sondern verstellt sogar das Warum, weswegen wir eigentlich hierhergekommen sind?


Am Weg entlang des Gamlitzbaches, über den Hauptplatz hinauf zum Mausoleum, hatten wir Zeit, diese Fragen zu diskutieren. Eine Antwort, der viele Teilnehmende zustimmen konnten war, dass das Sich-durch-die-Südsteiermark-bewegen eine besondere körperliche Erfahrung ist: Der Rhythmus des Aufs und Abs, das Gefühl in den Kurven, die Blickbeziehungen, die sich hier öffnen und dort wieder unvermittelt schließen.


Mathias Mitteregger beeindruckte uns mit mehreren historischen "Isochronen" – das sind Karten, die zeigen, welche Entfernungen innerhalb einer bestimmten Zeit zurückgelegt werden können. Diese Darstellungen verdeutlichen, wie unglaublich schnell sich die Reichweite der Menschen ausgeweitet hat. Dadurch haben wir heute mehr Wahlmöglichkeiten geschaffen und können entscheiden, wo wir arbeiten, einkaufen oder welche Veranstaltungen wir besuchen. Gleichzeitig sind dadurch aber auch neue Konflikte entstanden, weil wir durch immer mehr Orte und Landschaften einfach durchfahren, um woanders hinzugelangen.

Beim Mausoleum der Eggenberger in Ehrenhausen
Beim Mausoleum der Eggenberger in Ehrenhausen

Mit Ehrenhausen fand diese Diskussion an einem Ort statt, der weit vor diesen neuen Reise-Wahlmöglichkeiten entstanden ist – mit Problemen, die sich ganz deutlich im Straßenraum ablesen lassen. Jetzt, wo wir wissen, dass sich mit dem Bahnausbau ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen, konnten wir die beiden Fragen, die wir uns schon am Bahnhof vorgenommen hatten, noch einmal präziser diskutieren: Was wollen wir bewahren? Was muss neu gedacht werden?



„einBlick“ im Gasthof Krone

Die Diskussion am abendlichen Stammtisch wurde von Mathias mit einem spannenden Vortrag eingeleitet. Aktuelle Zahlen aus dem Verkehrssektor zeigten, dass die bestehenden Ziele hin zu mehr Nachhaltigkeit erreicht werden können, ohne dass jemandem das Auto weggenommen werden muss. In seinen Worten: „In einer klimaneutralen Region geht es nicht darum, dass Handwerker mit dem Lastenrad Ziegel auf die Baustelle bringen.“


Die gesetzten Ziele seien ohne Weiteres erreichbar, wenn nur jene Fahrten wegfallen würden, von denen wir wissen, dass viele Menschen sich wünschen, dass es eine Alternative zum Auto gäbe. Fahrten zu und von Veranstaltungen sind ein Beispiel und auch bei vielen Hol- und Bringfahrten für Kinder, Angehörige usw. wären viele Menschen froh, wenn sie die Zeit anders nutzen könnten.


Die Menschen in Österreich sind viel unterwegs! Der jährliche Verkehrsaufwand des Landes in der Personenmobilität allein auf den Straßen beträgt 80 Milliarden Kilometer. Zum Vergleich: Die Entfernung zwischen der Erde und der Sonne beträgt 150 Millionen Kilometer. Die Entfernung von der Sonne zum äußersten Planeten unseres Sonnensystems, dem Neptun, liegt bei etwa 4,5 Milliarden Kilometern. Diese Distanz hat Österreich jedes Jahr bereits am 20. Januar zurückgelegt.



Gut gebaut?

Ein anderer Vergleich von Mathias blieb uns sehr gut in  Erinnerung: Stellen wir uns ein Gasthaus vor, das mit einer besonders großzügigen Küche ausgestattet ist. Platz ist im Übermaß vorhanden. Allerdings: Zwischen Waschbecken und Herd liegen 50 Meter, und auch zwischen allen anderen Küchengeräten müssen die Köchinnen und Köche hin- und herlaufen. Arbeitet dieser Betrieb effizient? Vor allem, wenn wir bedenken, dass diese riesige Küche auch beheizt, beleuchtet und geputzt werden muss?


Was in diesem Beispiel abwegig klingt, beschreibt ziemlich gut den Zustand unserer heutigen Siedlungsstruktur. Alltägliche Funktionen liegen weit verstreut im Raum. Zwischen ihnen liegen erhebliche Distanzen. Das ist ineffizient für jene, die sie nutzen – Menschen und Betriebe – und kostspielig für alle, die sie bezahlen und erhalten müssen.


Abschließend gewährte uns Mathias noch Einblick in Ergebnisse von Studien, die zeigen, dass Straßen in der Form, wie wir sie heute bauen anderen wichtigen Funktionen der Region schaden. Wir wissen zum Beispiel, dass Gasthäuser eine gute Erschließung brauchen, aber unter hohem Verkehrsaufkommen vor ihren Gastgärten leiden. Das gleiche gilt für alle Wohnformen.


Sein Fazit: Es lohnt sich, vermehrt über Mobilität und die Qualitäten von Straßen zu sprechen, weil dies ein wesentlicher Schlüssel für die wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklung der Region ist.


Diskussions-Telegramm (die Themen der anschließenden Diskussion in Kurzform) Gefühl macht sich breit, dass im Moment alles umgestaltet werden muss;

Wirtschaftswachstum und Co2 Ausstoß müssen nicht im Gegensatz stehen; Entscheidender Hebel: vieles ist schon passiert, bevor wir konsumieren… Produktion veganer Ernährung erzeugt viel CO2…persönlicher Verzicht hilft minimal;

Verantwortung liegt bei öffentlicher Hand – es braucht Infrastruktur, die nachhaltiges und zukunftsfähiges Leben ermöglichen…

1 Fahrt von 11 Fahrten weglassen – wäre ein Lösungsansatz

Infrastruktur und Gesetze sind die wirksamste Möglichkeit Veränderungen herbeizuführen…

Verkehrsinfrastruktur führt zu Wohlstand – diese These ist zu hinterfragen; Bahnhöfe – die Kathedralen der Moderne… Ankommen, Tor zur Region…

Infrastruktur-Folgekosten? Herausforderungen für Gemeinden… Brauchen wir die dritte Spur (A9) A9 ist für die Logistikstandorte, also eine Standortpolitische Entscheidung (nicht für die Pendler?)…Holland als Beispiel für funktionierende Logistikzentren;

Personenverkehr ab EH funktioniert sehr gut; Ware und Güter auf Schiene: ist ein internationales Geschäft; Lobbyismus ist ein Thema… hier wird eine politische Lösung notwendig sein…

Kufstein bis Bozen funktioniert; zB. klare Regeln für LKW…

A9 – Staus entstehen bei den Auffahrten und Abfahrten… - dritte Spur endet bei Webling – was dann?

Schiene ist noch immer teurer als Raod Pricing;

Pendler: fahren oft alleine – warum?

Einkaufsverhalten ändern: früher einmal in der Woche „fassen“, nicht jeden Einkauf extra;

Straße als Erlebnisweg; Zielgruppenkonflikt: Bewohner (Pendler, Wirtschaftstreibender etc) - Tourist als Radfahrer; Wer hat welche Bedürfnisse?

Wie kann man Straße bauen, entsiegeln – zB. Schotter; Was ist das Ziel?

Zweites Gleis, dritte Spur? Was wird es bringen? Abfahren von der Autobahn kann ein Erlebnis sein…. nicht nur für Touristen?

Symbiose – Tourismus und Bevölkerung soll befriedigt werden…

Radwege verbessern; 80 auf Straßen wo sonst 100 km/h

Ehrenhausen – braucht einen Bürgerbeteiligungsprozess;

Verkehrsflächenteilung (Straßen zu bestimmten Zeiten für bestimmte Nutzung),

Experimentierraumgesetz… Schweiz – Verkehrsversuch – Begegnungszone…

e-Bike Verleih: aktuelle Zahlen…wie hat sich die Frequenz verändert?

Entschleunigen – „Genuss 80er fahren…“

Natürliche Gegebenheiten fordern Aufmerksamkeit (grundsätzlich eigentlich wenig Unfälle);

29 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page